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Als ich vor knapp zwei Jahren in Shanghai war, war ich überrascht (und besorgt zugleich), wie weit voraus uns die Chinesen in der Nutzung mobiler Anwendungen sind. Nicht nur, dass sie beim Essen ständig auf ihr Smartphone starrten (das war das besorgniserregende und der Grund, warum ich mich so lange gegen Smartphones gewehrt habe ;)), schoben sie sich via mobile App auch Geld hin und her und wollten natürlich auch online damit zahlen können.

Was dort also schon seit mindestens zwei Jahren etabliert ist, wird nun auch in Deutschland mehr und mehr gefordert, sodass es mittlerweile über 10 Anbieter gibt, die die Zahlung über Smartphones ermöglichen wollen. Welche Apps sich davon durchsetzen werden, wird am Ende der Verbreitungsgrad und somit der User entschieden. Wenn ich über mein Smartphone Geld an meine Freunde überweisen will, ist es notwendig, dass diese ebenfalls die App verwenden. Und auch Onlineshops werden anhand des Verbreitungs- und Akzeptanzgrades abwägen, welchen Dienstleister sie anbinden, um nicht unnötig Geld für die Implementierung auszugeben, nur um später festzustellen, dass es nicht genutzt wird.

Wer aktuell das meiste Potenzial hat, sich durchzusetzen, lässt sich an den Downloadzahlen im Play Store erahnen:

Paypal

Bei Paypal hat irgendwer, irgendwann und rechtzeitig vor allen anderen die richtigen Entscheidungen getroffen. So ist man damals recht früh in den E-Payment-Bereich eingestiegen und auch bereits im Mobile-Bereich durchgestartet. So verwundert es nicht, dass die Paypal-App bereits 10 Mio. Downloads aufweisen kann. Erhältlich ist die App für iOS und Android und dank der Kooperation mit dem Start-up Orderbird in ausgewählten Restaurants, Cafés und für Einzelhändler ein gängiges Zahlungsmittel. Von allen Mobile-Payment-Apps, die aktuell auf den Markt sind, hat Paypal dank des Verbreitungsgrades und weil der User die problemlose Abwicklung bereits aus der Onlinewelt kennt, vermutlich das meiste Potenzial.

SEQR The mobile wallet

Auch hier kann bequem Geld zwischen Freunden transferiert oder in Restaurants über das Smartphone bezahlt werden. Dafür scannt der User einen QR-Code ein und bestätigt im Anschluss mittels persönlichem PIN die Transaktion. Einer der ersten Kooperationspartner war McDonalds, weshalb die App auch mittlerweile 100.000 im Play Store gedownloaded wurde. Aktuell ist das Angebot aber noch zu sehr auf den englischen Markt ausgerichtet. Zwar sind die meisten Deutschen der englischen Sprache mächtig, wenn es allerdings um das Thema Zahlung geht, dann hat das für viele auch mit Vertrauen zu tun und das baut man halt am besten auf, wenn man die User auch in ihrer Sprache anspricht. Da hilft es auch (noch) nicht, dass die User drei Prozent Rabatt auf jeden Einkauf erhalten.

Yapital

Eine Initiative der Otto-Group und ursprünglich als Pendant zu Paypal gedacht. So richtig durchsetzen konnte sich Yapital aber bis heute nicht. Weder online noch auf mobilen Endgeräten, was sich auch in den Downloadzahlen von 10.000 zeigt. Anfänglich scheiterte Yapital daran, dass der Dienst einfach keine Verbreitung hatte. Zwar haben sämtliche Otto-Töchter den Dienst schnell integriert, allerdings konnte (oder kann) der User damit bis heute nichts anfangen. Lauscht man dem Feedback der User scheitert Yapital vor allem an dem Ansatz, als Prepaid-Zahlungsdienstleister zu fungieren. Nutzt man nicht die Option des automatischen Aufladens, muss vor jeder Transaktion erst Guthaben auf das Yapitalkonto überwiesen werden. Will man mehr als 300 Euro im Jahr darüber abwickeln, müssen erst Ausweispapiere an Yapital versendet werden. Rücküberweisungen dauern dann gerne mal zwei, drei Wochen, was beim User den Verdacht weckt, dass dort mit dessen Geld gearbeitet wird.
Zusätzlich gibt es wohl immer wieder Probleme mit der Verbindung, sodass in vielen REWE-Filialen – obwohl eigentlich Yapital-Kooperationspartner – die Zahlung damit mittlerweile abgelehnt wird. Alles zusammen nicht die besten Voraussetzungen,
um sich mittel- oder langfristig am Markt durchzusetzen.

Was gibt es noch?

Zusätzlich zu den obengenannten Mobile-Payment-Apps gibt es noch Cringle, Kesh und viele mehr, die aber bis jetzt nur geringe Verbreitung gefunden haben und sich somit gegenüber Paypal oder auch amazon payments (wo der Kunde mit seinem Amazon
Kundendaten in angeschlossenen Shops einkaufen kann, ohne sämtliche Daten dort erneut einzugeben) in Deutschland wohl nicht durchsetzen können. Will es doch noch ein Anbieter versuchen, müsste er es dem User so einfach wie möglich machen und zudem mit einem Namen daherkommen, der beim User bereits einen Vertrauensvorsprung hat. Anstatt Yapital hätte die Otto Group seinen Vorstoß in Sachen Mobile-Payment daher vielleicht lieber OTTO payments nennen sollen.

One Comment

  • Thomas sagt:

    In diesem Bereich hat sich ja schon einiges getan, allerdings wird die Zeit zeigen, welche Anbieter sich auch auf Dauer auf den Markt halten werden. Insbesondere der Punkt der Sicherheit der Daten muss in jedem Fall beachtet werden, ansonsten werden sich die Nutzer sehr schnell dagegen entscheiden.

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